Nordmazedonien


153 Kilometer in 4 Tagen

Ende September und Mitte November 2019


Ganz nach dem Motto „wenn wir schon mal in der Nähe sind“ bereisen wir  spontan die Grenzregionen Nordmazedoniens. Unsere kurzen Abstecher führen uns in die Hauptstadt Skopje und an den Ohridsee und machen Lust, noch mehr des kleinen Landes zu entdecken.

 

Tipps und Tricks

Tavče Gravče ist das Nationalgericht von Nordmazedonien. Der leckere Auflauf wird mit weißen Bohnen und Paprika zubereitet und ist es definitiv wert, probiert zu werden.

Von der Kleinstadt bis in die Metropole

Skopje: fast 48 Stunden verbringen wir in der Hauptstadt Nordmazedoniens. Nachdem wir bereits im Kosovo nur noch in Städten genächtigt hatten, gilt unser erstes Interesse noch vor allem Anderen einer Dusche. Im Balkan sind Schwimmbäder nicht allzu verbreitet, doch in Skopje hatten wir Glück und waren voller Vorfreude auf die heisse Dusche nach dem Schwimmen. Doch sie wich schneller als gedacht: heißes, oder auch nur annähernd warmes Wasser, gab es nämlich nicht. Gut duftend, nur etwas durchgefroren, stürzen wir uns ins Stadtleben. Bei unserem ersten Spaziergang durch die Innenstadt fühlen wir uns hineinversetzt in eine Mischung aus Antike und Las Vegas. Dank des kontrovers diskutierten Projekts „Skopie 2014“ haben viele Gebäude der Stadt eine neue „alte“ Fassade bekommen, ein überdimensionaler Alexander der Große blickt von oben auf uns herab, wir fühlen uns ganz schön klein. Auf einer Strecke von gerade einmal 400 Metern kann man vier mal den Fluss überqueren, vorbei an mehreren zu Hotels und Restaurants umgebauten viel zu groß wirkenden Piratenschiffen. An jeder Ecke Skulpturen und Springbrunnen, so viele, dass wir sie gar nicht alle zählen können, und wahrscheinlich nicht mal die Einwohner Skopjes wissen, wer ihnen da alles so zuzwinkert. Ganz anders geht es da schon im alten Bazarviertel zu, hier werden die Gassen vom Geruch der Cevap durchströmt, süße Desserts warten auf uns, es ist bunt und laut. Am Ende wartet ein verwinkelter Markt, zwischen Obst, Gemüse und Unterhemden kann man sich nur allzu leicht verirren. Wir lassen uns einfach treiben, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten erkunden wir mit einer Free Walking Tour. Wir passieren das wahrscheinlich weltweit einzige Geschäft für Aufzüge (wer eines kennt, Tourguide Vasko freut sich über ein Foto), erfahren über das Leben von Mutter Theresa, die hier geboren wurde, und von Zeiten des schweren Erdbebens 1963. Zum Abschluss unseres Städtetrips steigen wir zum alten Fort auf. Der beißende Uringeruch verkürzt unsere Besichtigung jedoch drastisch. Mit vielen Eindrücken und einem sehr leckeren Salted Peanut Frappé in der Hand geht es zurück in den Kosovo.

Ein weiteres Mal reisen wir von Albanien aus ein. Wir fahren entlang des Ohridsees, mindestens zwei Millionen Jahre soll er alt sein und gehört damit zu den ältesten Seen weltweit. An seinem Ufer liegt das gleichnamige Städtchen Ohrid. Es gibt einige Kirchen und Moscheen zu bestaunen. Wir spazieren am Ufer entlang bis zur idyllisch gelegenen Kirche des heiligen Johannes von Kaneo. Von hier haben wir einen tollen Blick auf den See. Weiter geht es einmal um die alte Festung herum zurück in die stufenreichen Gassen von Ohrid.

Autokino

Die Bergroute zwischen dem Ohrid- und dem Prespasee beeindruckt uns mit herrlichen Aussichten über die Herbstlandschaft Nordmazedoniens bis hin nach Albanien. Beim Fotostopp werden wir vom stürmischen Wind beinahe davon geweht. Und so fahren wir ohne weitere Pausen an den ebenso schönen Prespasee.

Schöner Schlafen

Der kleine Campingplatz Lake Side in Kališta bietet Platz für gerade einmal fünf Camper. Er liegt direkt am Ohridsee. Für schmale fünf Euro die Nacht bekommen wir eine heiße Dusche, zwei Tassen Kaffee und einen verrückten Nachbarn.

Der darauffolgende Stellplatz liegt malerisch am feinsandigen Ufer des Prespasees. Doch die regenreiche Nacht zusammen mit dem weichen Untergrund erschwert unsere Weiterfahrt. Wir fahren uns das erste Mal fest! Glücklicherweise haben wir von unseren Freunden das allerpraktischste Abschiedsgeschenk bekommen: eine Schaufel! Und dank Christians tatkräftigem Einsatz stehen wir nach einer halben Stunde wieder auf festem Boden.

 

Erstellt am 08. Februar 2020

Montenegro


 1487 Kilometer in 32 Tagen

Mitte September bis Mitte Oktober 2019


Berge, Berge und noch mehr Berge. Das ist Montenegro. In fünf Nationalparks und auf ebenso vielen Panoramastraßen konnten wir uns an so viel abwechslungsreicher Natur gar nicht satt sehen. Insgesamt drei KFZ-Werkstätten haben wir hier besucht, doch nur einmal wollten die netten Mechaniker bezahlt werden.

 

Tipps und Tricks

Unbedingt probieren: Trilece, den Milchkuchen mit Karamellsoße bekommt man fast überall in Montenegro, Albanien und im Kosovo. In Kotor hat er uns so überzeugt, dass wir im Café vor den Toren der Altstadt gleich noch ein zweites Stück von dem mit Milch, Sahne und Kondensmilch getränkten Rührkuchen bestellen mussten.

Die Natur geniessen: in Montenegro gibt es einfach soviel davon, und kaum fährt man ein paar Kilometer weiter, verändert sich die Landschaft. Obwohl es nach dem Kosovo das kleinste Land auf unserem Weg durch den Balkan war, haben wir hier die meiste Zeit verbracht.

Von der Kleinstadt bis in die Metropole

Die meisten Sehenswerten Städte liegen an Montenegros Küste. Im Vergleich zum Hinterland ist diese recht zugebaut, nicht selten finden sich riesige Rohbau-Skelette an einem schönen Sandstrand.

Im Norden sind es vor allen Dingen Perast und die Unesco-Weltkulturerbe-Stadt Kotor, die uns zu einem längeren Bummel durch deren mittelalterliche Altstädte mit den schönen Kirchen und venezianischen Palästen locken. Auf einer Radtour um die Bucht - an der engsten Stelle kann man mit einer Fähre übersetzen - sind die beiden Orte perfekt für einen kurzen Zwischenstopp. Mit unserem Pausenbrot auf der Mauer in Perast sitzend, beobachen wir die kleinen Boote, die Touristen auf die nur wenige hundert Meter entfernte Klosterinsel bringen, im Hintergrund die riesigen ein- und auslaufenden Kreuzfahrtkolosse.

Etwas kleiner, aber nicht weniger historisch, sind dagegen die Altstädte von Ulcinj, Budva und Stari Bar. Letztere ist in ein Freilichtmuseum umgewandelt, heute lebt dort niemand mehr. Die alten Gebäude sind nur teilweise wieder aufgebaut, viele Ruinen von Gras überwuchert. In Budva mehr noch als in Ulcinj finden sich hinter den alten Stadtmauern vor allem Restaurants, Cafés und Souvenirläden, die manchmal etwas zu sehr den Blick auf sich, weg von den schönen alten Gebäuden, lenken. Nichtsdestotrotz sind die beiden Orte an der Adria eine willkommene Abwechslung als Pause zwischen all unseren Wanderungen.

Petrovac ist ein niedliches kleines Fischerdörfchen mit etwas Strand. Entlang der Promenade bekommt man neben leckerem Fisch auch jede Menge Angebote zum Übersetzen auf eine winzige Insel mit Kapelle. Die überzeugendsten Argumente hat ein gut gebräunter junger Herr: „Mister! If you don’t go there, you will be depressed!“ Wir können uns das Lachen nicht verkneifen, bei so guten Gründen fällt es uns natürlich nicht leicht, abzulehnen. Erst auf unserem Stellplatz nach unserem Besuch in dem Fischerort machen wir noch eine nette Entdeckung: Ein Küstenweg verläuft durch mehrere in den Stein geschlagene Tunnel einige Meter über dem Meer und verbindet so einen schönen Sandstrand mit dem Ort. Er beginnt ganz versteckt am westlichen Ende von Petrovac hinter einer Hotelanlage. Das erklärt auch, die vielen Badegäste an unserem Stellplatz.

Podgorica stand ursprünglich nicht auf unserem Plan, lediglich unser Rußpartikelfilter führt uns in die Hauptstadt. Dennoch verbringen wir hier zwei sonnige Tage und schlendern kreuz und quer durch die Stadt und entlang der Morača bis über die Milleniumbrücke. Der Baustil in der Stadt ist bunt gemischt, osmanische Viertel wechseln sich ab mit Architektur aus der Zeit Jugoslawiens, als die Stadt noch Titograd hieß, und modernen westeuropäisch geprägten Gebäuden. Die grüne Oase der Stadt liegt gleich hinter dem Stadion. Im Gorica Park gibt es einen kleinen mediterran angelegten Garten, eine winzige Kapelle mit einem zugewachsenen Friedhof und ein Partisanendenkmal zu entdecken. Ein Plätzchen für müde Füße findet sich zwischen Stadion und dem Platz der Republik für jeden Geschmack. Neben deutschen Bierkneipen gibt es zum Glück aber auch balkanesische Küche. Schnell als Ausländer enttarnt, bekommen wir hier den ein oder anderen hilfreichen Tipp für unsere Weiterreise.

Das Kloster Ostrog schmiegt sich weit oben im Gebirge an eine steile Felswand. So voll, dass man keinen Schritt mehr gehen kann ohne irgendjemandem auf den Fuß oder ein anderes Körperteil zu treten, sieht der Boden aus wie ein bunter Flickenteppich. Offensichtlich ist gerade heute eine Völkerwanderung zum Kloster unterwegs, die alle dort im Freien um die komplette Anlage herum picknicken und übernachten wollen. Da es absolut kein Durchkommen mehr gibt, begnügen wir uns mit dem Anblick von außen.

Abenteuer Natur

Der Durmitor Nationalpark ist unser Favorit in Montenegro. Unser Stellplatz befindet sich nur wenige Gehminuten vom schwarzen See entfernt, sodass wir hier noch vor den Tagestouristen die Morgenstimmung genießen können. Zu dieser Zeit ist das umgebende Gras noch mit feinem Tau überzogen, der Nebel zieht nur langsam von der Wasseroberfläche. Spiegelglatt liegt er vor uns. Nach diesem Naturschauspiel beginnen wir unsere Wanderung zur Ledena pecina, einer Eishöhle. Ein guter Wanderweg führt zunächst immer bergan, die zweite Hälfte des Weges dagegen ist ein kräfteraubendes Auf und Ab über größere und kleinere Steine. Entlang des Weges verstecken sich immer wieder tiefe Felsspalten, die keine Unachtsamkeit zulassen. Schon fast am Ziel angelangt, geben wir beinahe auf, die Höhle noch zu finden. Ein letzter Versuch führt uns dann einen Weg etwas bergauf und da liegt sie vor uns: die Eishöhle, in der selbst jetzt nach dem langen Sommer noch ein paar kleine Eisstalagmiten auf dem Boden stehen. Denselben Weg wollen wir nur ungern noch einmal gehen, daher führt uns unser Heimweg über eine große Runde, etwas weiter südlich des Hinwegs, zurück. Unsere schmerzenden Füße danken uns den deutlich angenehmeren Pfad.
Am darauffolgenden Tag ist Pause angesagt. Die Herbstsonne wärmt noch immer, und so besteht unser Tag aus Schwimmen im See gefolgt von einem Schläfchen auf den sonnenbeschienenen Felsen. Gut erholt wollen wir uns den höchsten Berg des Durmitormassivs, den Bobotov Kuk, natürlich nicht entgehen lassen. Dazu wählen wir den Aufstieg vom Sedlo-Pass aus. Von Weitem wirken die Bergspitzen am Pass wie zwei riesige Kamelhöcker. Auf dem Parkplatz wedeln ein paar große zottelige Hütehunde um uns herum. Trotz der Nähe zu unserer vorangegangenen Wanderung ist hier die Landschaft schon wieder ganz anders. Weniger felsig, dafür weite grüne Ebenen, nur die Bergspitzen sind grau und lassen verschiedene Gesteinsschichten erkennen. Kurz vor der letzten Passage, die sich schraubenförmig dem Gipfel zu windet, liegt ein kleiner durch die Sommerhitze fast ausgetrockneter See. Endlich oben auf 2523 Metern angekommen, wartet schon ein weiterer „Kletterer“ auf uns. Ein kleiner Rottweilermischling hat es sich auf dem allerhöchsten Punkt gemütlich gemacht. Langsam kommt er angetrabt, nimmt auf Christians Oberschenkeln Platz, lässt sich den Nacken kraulen und etwas von unserem Proviant schmecken, bevor er von neuem die Augen schließt und weiter döst. Zeit für uns, den Abstieg anzutreten. Auch hier wählen wir wieder eine Alternativroute, die uns drei Kilometer von unserem Parkplatz entfernt zurück auf die Straße bringt. Und diese letzten Kilometer an der Straße haben es in sich. Während gut gelaunte Rennradfahrer den Sedlo-Pass hinabsausen, scheinen die Serpentinen nach oben für uns kein Ende zu nehmen. Schon etwas ausgekühlt durch den einsetzenden Nieselregen, sinken wir glücklich und erschöpft in unsere Fahrerkabine. Vom selben Parkplatz aus entdecken wir übrigens noch einen Klettersteig. Dieser ist aber leider privat und darf nur im Rahmen einer Führung begangen werden.

Die Tara ist wohl der bekannteste Raftingfluss auf dem Balkan. Die knapp 80 Km lange Schlucht, durch die sie im Norden Montenegros verläuft, ist die längste und tiefste in Europa. Von der Tara-Brücke kann man einen Blick hinein werfen. Nur zu gern würden wir unsere Packrafts mit einem Zelt beladen und die Schlucht auf einer mehrtägigen Tour durchpaddeln. Leider werden die Nächte aber schon viel zu kalt dafür. Und so begnügen wir uns mit einem kurzen Stück von etwa 7 Km auf dem glasklaren türkisblauen Wasser. Fest steht aber, wir kommen definitiv wieder!

Nationalpark Prokletje: die verwunschenen Berge befinden sich im Grenzgebiet zu Albanien und dem Kosovo. Von Gusinje aus nehmen wir den westlichen Weg in den Nationalpark. Ganz am Ende der befestigten Straße landen wir in einem einsamen Tal. Hier beginnt unsere heutige Tour. Durch dichte Wälder führt unser Pfad über die Baumgrenze. Hier erwartet uns der Herbst. Während im Tal noch alles grün ist, leuchten hier bereits hunderte von Heidelbeersträuchern in allen Rottönen, fast als stünden sie in Flammen. Im Hintergrund ragen schroffe Felsnadeln dem Himmel empor. Mit einem Bein in Montenegro und dem anderen in Albanien laufen wir auf dem Grat von dem Gipfel des Popadija zu dem des Talijanka. Mit gut 2000 Metern der höchste Punkt des heutigen Tages. In ein paar Wochen werden wir diese Berge noch einmal zu Gesicht bekommen. Dann aber von albanischer Seite, wenn wir im nahen Lepushë ein letztes Mal in diesem Jahr in die Berge steigen. Nah an der Felskante wandern wir weiter, lassen bei einer Pause die Beine über die Felskante nach unten baumeln. Weit unter uns können wir winzig klein, silbergrau glänzend, unser Zuhause erkennen. Über den Maja e Can geht es vorbei an einer grasenden Herde Pferde zurück ins Tal. Zur Belohnung gibt es an der kleinen Almhütte neben unserem Stellplatz einen eiskalten Jogurt mit Heidelbeeren.

Den Nationalpark Biogradska Gora nutzen wir nur für einen kurzen Zwischenstopp. Vom Parkplatz aus laufen wir einmal um den Biogradska jezero. Die Sonne schickt hin und wieder einen wärmenden Strahl durch den sonst sehr dichten Laubwald. Ein kurzes Stück der Runde führt über einen Holzsteg, darunter sieht es aus wie zu Urzeiten. Riesige mannshohe Blätter wachsen aus dem feuchten Untergrund, Vögel und Frösche tönen um die Wette.

Lovcen Nationalpark: Inzwischen ist fast im ganzen Land Herbst geworden. Während unserer Halbtagswanderung zum Aussichtspunkt Babina glava spazieren wir die meiste Zeit durchs raschelnde Laub. Am Ziel schiebt sich just in dem Moment unserer Ankunft eine dicke Wolke über die Berge. Für einen kurzen Augenblick hat sie Mitleid mit uns und gibt den malerischen Blick auf die Bucht von Kotor frei.

Montenegros schönster Strand befindet sich ganz im Süden bei Ulcinj. Im Oktober sind wir die einzigen Besucher, alle Strandbars haben bereits geschlossen. Auch auf der nahen Insel Ada Bojana mit ihren Fischtavernen ist nicht mehr allzu viel los. Mit kilometerlangen Strandspaziergängen und unserem Lenkdrachen vertreiben wir uns die Zeit. Selbst Baden gehen ist noch gut möglich. Nur die vielen Fliegen und Mücken zwingen uns nach drei Tagen dann doch zum Aufbruch. Die sind oft so penetrant, dass wir uns ab der Dämmerung trotz angenehm milder Temperaturen nicht mehr draussen aufhalten können.

Der fünfte und auf unserer Montenegroreise letzte Nationalpark ist der Skutarisee an der Grenze zu Albanien. Zwei Drittel seiner Fläche liegen auf montenegrinischer Seite. Bei Virpazar werden verschiedene Bootstouren angeboten. Der Neffe unseres Campingplatzbetreibers, ein angehender Kapitän, der in Kotor Nautik studiert, fährt für einen halben Tag mit uns aufs Wasser, um Wasservögel zu beobachten und von einem kleinen Einsiedlerkloster den atemberaubendem Blick auf die Seenlandschaft zu genießen.

Nicht allzu fern von Podgorica führt eine kleine Rundwanderung vom Dörfchen Korita bis zur albanischen Grenze. Die beiden Länder trennt hier an dieser Stelle eine tiefe Schlucht, in die man vom Aussichtspunkt Grlo sokolovo, der „Kehle des Falken“, blicken kann. Ganz klein erkennt man das albanische Städtchen Tamara. Es liegt auf der schönen Route nach Vermosh. Aber das ist eine andere Geschichte...

Autokino

In Montenegro gibt es mehrere durchnummerierte Panoramastrassen, die das ganze Land durchziehen. Wir empfinden jede davon als absolut lohnenswert. Mehr als einmal verlassen wir unseren eigentlichen Weg, nur um zu sehen, wie es hinter einer Kurve in die andere Richtung weitergeht. Und oft werden wir mit einer ganz neuen Landschaft überrascht.

Am besten gefällt uns der Durmitor-Ring, die knapp 80 Km lange Panoramaroute Nr. 2. Die Strecke führt durch das Durmitor Gebirge, unter Anderem nach Trsa, einem Hochplateau auf 1400 Metern, nach Žabljak und über den Sedlo-Pass. Wir befahren die Runde mit Zwischenstopps und Wanderungen streckenweise über mehrere Tage. Der Nebel in der Berglandschaft verleiht unserer Tour eine einmalige Atmosphäre. Da ist es gar nicht so schlimm, dass durch das Grau die Sicht etwas eingeschränkt ist.

Mehr als genug tolle Natur gibt es auch auf der Panoramaroute Nr. 3, die von der Bucht von Kotor hinauf zum Lovcen Nationalpark mit seinen engen Serpentinen und entlang des Skutarisees führt. Nr. 4 verläuft als „Runde über Korita“ von Podgorica bis fast zur albanische Grenze und Nr. 1 „die Krone von Montenegro“ befahren wir auf dem sehenswerten Abschnitt zwischen Mateševo und Andrijevica, auf den wir uns eigentlich nur zufällig verfahren.

Schöner Schlafen

In Montenegro ist eigentlich jeder Stellplatz ein Highlight. Wer autark ist, hat die Möglichkeit, für eine geringe Eintrittsgebühr in den Nationalparks zu übernachten, z.B. im Durmitor Nationalpark oder im Prokletje Nationalpark. Abgesehen von ein paar Kühen ist man im Herbst oft völlig alleine. Ähnlich sieht es am Strand bei Ulcinj und der Halbinsel Luštica aus. Auch hier verirrt sich im Oktober kaum ein Mensch her.

Doch fast genau so schön sind die Campingplätze. So zum Beispiel Camp Grab an der Tara. Hier lebt Dimitri mit seiner Familie und einem jungen Team aus freiwilligen Helfern weit ab von großen Ortschaften. Als Kajakfahrer ist er der perfekte Ansprechpartner, wenn man die Tara befahren möchte.

Lach- und Sachgeschichten

Über den hinterlistigen Angriff der Kühe auf unser Gefährt haben wir im Nachhinein ganz schön gelacht. Auf einer kleinen Waldstrecke bietet sich für uns die Möglichkeit auf einer Lichtung anzuhalten. Unser Holzvorrat geht zur Neige und so nutzen wir die Möglichkeit, ihn wieder etwas aufzustocken. Wir sind so gut wie fertig, als wie aus dem nichts sieben Bullen auftauchen und sich interessiert um unsere Motorhaube scharen. Ihre Begeisterung hält sich allerdings in Grenzen, im Gegenteil: wildes Schnauben und Hufgescharre! Einer von ihnen ist besonders aufgebracht und stößt immer wieder mit den langen Hörnern gegen die Fahrertür. Während ich Christian auffordere, einfach loszufahren, hat er Bedenken, die Tiere mit dem Motorgeräusch nur noch mehr zu verärgern. Als nach einigen endlos erscheinenden Minuten dann endlich der Weg nach vorne frei wird, starten wir schnell durch. Damals haben wir ganz schön geschwitzt.

Den meisten Spaß hatten wir sicherlich in Gorans Werkstatt in Žabljak. 24 Stunden lachen, experimentieren, fluchen, hoffen und schlafen wir auf dem Werkstattgelände. Mit dem Chef einer großen Baufirma repariert Christian gemeinsam das Motorrad eines holländischen Langzeitreisenden nach einem Zusammenstoß mit einem Schaf. Wir werden zu Kaffee und Palatschinken eingeladen. Verständigen uns mit Händen und Füßen. Nur unser Rußpartikelfilter, der will einfach nicht. Keine müde Mark will Goran von uns, trotz eines ganzen Tages Arbeit. So tuckern wir also noch am Abend im Notlauf 125 Km in die Hauptstadt Podgorica. Der Unterschied ist wie Tag und Nacht. Super professionell, im schicken Anzug und perfektem Englisch, mit ein klein bisschen Arroganz, werden wir empfangen, diese Nacht verbringen wir nicht zwischen alten LKW-Reifen und lautem Hundegebell, sondern gut bewacht vom Nachtwächter direkt vorm Eingang des schick glänzenden Autohauses. Und nach zwei Tagen ist alles wieder in Ordnung. Der Grund für die Probleme: Auf dem Balkan gibt es nun mal keine Autobahnen, um die Temperaturen und Geschwindigkeiten zum Freibrennen des Rußpartikelfilters zu erreichen. Zum Aktivieren braucht man die Originalsoftware, die Goran in Žabljak natürlich nicht hat. Tipp vom Profi in Podgorica: aller 500 Km die Drehzahl von 2500 Umdrehungen pro Minute für zehn Minuten konstant  halten. Glücklich über den doch recht kostengünstigen Ausgang unseres Problems, starten wir Versuch Nummer 2 nach Žabljak.

 

Erstellt am 08. Februar 2020

Kroatien


662 Kilometer in 14 Tagen

August 2019


Zweimal fahren wir nach Kroatien und verbringen insgesamt zwei Wochen hier. In dieser Zeit sehen wir nur einen winzigen Bruchteil des Landes. Dennoch: Zeit genug, um uns ins wunderschöne Zagreb zu verlieben und endlich einmal die Seele am Strand baumeln zu lassen.

 

Tipps und Tricks

Den Camper mal stehen lassen und mit dem Roller die kroatische Küste, mit ihren vielen kleinen vorgelagerten Inseln, entlang zu düsen, gibt nochmal ein ganz anderes Gefühl der Freiheit. Anhalten, Baden, und weiter...

In Mali Ston gibt es fangfrische Austern. Mit einem Glas eiskalten Weißwein und Blick aufs Meer schmecken sie sogar Christian, der sonst gar nicht für die weichen Schalentierchen zu haben ist.

Wer unterwegs das Bedürfnis hat, mal wieder sportlich aktiv werden zu müssen, kann das rund um den Jarun-See in bester Gesellschaft tun. Von früh morgens an treffen sich hier Jogger und Skater, Kanuten und Schwimmer.

Von der Kleinstadt bis in die Metropole

In Zagreb finden wir direkt im Sportpark um den Jarun-See, wenige Kilometer südwestlich der Innenstadt, einen wunderbaren Stellplatz. Auch wenn die Infrastruktur hier nicht unbedingt auf Radfahrer ausgelegt ist mit seinen etwa 30 Zentimeter breiten Radwegen, die gerne mal über tiefe Bordsteinkanten führen oder einfach im Nichts enden, so ist die Stadt, wenn man sich ersteinmal darauf eingelassen hat, mit unsren alten DDR-Drahteseln dennoch ganz gut zu erkunden. Und so verbringen wir unseren bisher längsten Aufenthalt von sechs Tagen völlig entspannt mit Baden und Sightseeing. Schon von Anfang an zieht uns die bunte Stadt mit ihrer Offenheit, ihren vielen niedlichen Cafés und Bars und der Live-Musik an jeder Ecke in ihren Bann. An den Vormittagen schlendern wir über die verschiedenen Märkte, die sich entlang der Ilica, der großen Einkaufsstraße, finden. Der Obst- und Gemüsemarkt mit seinen für Zagreb typischen roten Sonnenschirmen, die darunter liegenden Hallen, in denen die Marktfrauen Fleisch, Fisch, Käse und Eier anbieten, oder der Blumenmarkt sind ein Erlebnis für alle Sinne. Nicht weit entfernt ist es inzwischen möglich, durch einen Teil des Gric-Tunnels, der im zweiten Weltkrieg erbaut und in den 90ern während des kroatischen Unabhängigkeitskriegs erneut genutzt wurde, zu spazieren. Geht man etwas weiter bergauf, kann man seine Uhr nach dem jeden Tag pünktlich zur Mittagszeit ertönenden Kanonenschuss, stellen. Zeitgleich findet an Sommerwochenenden die historische Wachablöse vor der St. Markus Kirche statt, deren farbenfrohes Dach mit dem Stadtwappen man schon von Weitem durch die Gassen der Oberstadt hindurch sehen kann. Für eine kleine Pause bietet sich eines der zahlreichen, liebevoll dekorierten Cafés auf der Strossmayer Promenade an. Egal, ob tagsüber auf einen Kaffee oder abends auf ein Glas Wein, mit Blick über die Dächer der Stadt lässt es sich gut aushalten. Im Sommer findet man hier oben abends ein buntes Programm, von Live-Musik lokaler Künstler bis hin zum Freilichtkino. Und wem vom Bummeln bereits die Füße schmerzen, der kann mit der blauen Standseilbahn, mit 66 Metern eine der weltweit kürzesten ihrer Art, zurück in die Unterstadt fahren.
Abseits der Altstadt sollte man sich nicht von den grauen Betonblöcken der Tito-Ära abschrecken lassen. Kreative Street-Art von international bekannten Künstlern lohnt definitiv einen Blick in Hinterhöfe und unbewohnte Ecken. Und so wirkt die Stadt auf einmal doch viel bunter. Dazu tragen aber auch die vielen Parkanlagen bei, die hufeisenförmig im Zentrum angelegt sind. Einer davon ist der botanische Garten, der uns bei über 30 Grad die Sommerhitze etwas erträglicher macht. Und auch im Zrinjevac Park und dem etwas abseits des Zentrums gelegenen Maksimir Park werden wir von Live-Musik überrascht. Und das Schönste ist, von Jung bis Alt tanzt hier jeder mit. In einem Bericht, den ich kurz vor unserem Aufenthalt in Kroatien gelesen hatte, stand, im Juli sei in Zagreb nichts los, da es die Städter während der Urlaubszeit alle ans Meer ziehe. Davon ist rein gar nichts zu spüren und so manch andere Stadt könnte von diesem Kulturprogramm noch etwas lernen. Da fällt es uns nicht leicht, die Weiterreise anzutreten. Ein letzter Stopp führt uns beim Verlassen der Stadt noch zum Mirogoj Friedhof. Vor allem der Eingangsbereich mit seinen Efeu-umrankten Säulen ist bezaubernd. Da uns die Mücken jedoch förmlich auffressen, flüchten wir nach einer halben Stunde schnell wieder ins Auto, um unseren Weg in Richtung Bosnien fortzusetzen.

Halbinsel Pelješac: Nach gut zwei Wochen sind wir ein weiteres Mal in Kroatien. Insgesamt acht Wochen sind seit unserem Aufbruch in Deutschland nun schon vergangen und wir haben bis dato noch kein einziges Mal das Meer gesehen. Höchste Zeit also für einen kleinen Badeurlaub. Da es praktisch auf der Route liegt, entschieden wir uns, die Halbinsel Pelješac zu erkunden und von da an in Richtung Süden weiter zu fahren. Knapp eine Woche lang erkunden wir die verschiedenen Buchten der Halbinsel. In gemütlichen Fischerdörfern und kaum bewohnten Ortschaften lässt es sich herrlich schwimmen. Aber nicht nur das: überall am Wegesrand wachsen wilde Feigenbäume, an verlassenen Häusern rankt der Wein und natürlich können wir nicht widerstehen, uns die süßen Früchte schmecken zu lassen. Orangen und Zitronen hängen bereits an den Bäumen und erfüllen die Luft mit ihrem herrlichen Duft, auch wenn sie allesamt noch grün sind. In Viganj können wir tags den Windsurfern beim Üben zuschauen und Abends in Orebić die Strandpromenade vorbei an Restaurants und Eisdielen entlang bummeln.
Von hier aus lohnt sich auf jeden Fall auch ein Ausflug nach Korčula, zu deutsch „schwarzes Korfu,der Geburtsort Marco Polos. Hier geht es deutlich entspannter zu als in Dubrovnik, dem wir nur einen halben Tag widmen, dafür ist das Städtchen aber mindestens genauso schön. Viele kleine Gassen führen fischgrätenartig auf die Hauptstraße zu, alles ohne Autoverkehr versteht sich. Von hier aus und vom Rest der Insel hat man einen fantastischen Blick auf das gegenüberliegende Pelješac. Das i-Tüpfelchen unseres Tagesausflugs ist der Roller, mit dem wir quer durch den Süden der Insel, immer von Bucht zu Bucht, düsen.

Schöner Schlafen

Mit unserem Platz am Jarun-See finden wir die perfekte Mischung zwischen Städtetrip und Badeurlaub. Die nur 7 Km entfernte Innenstadt von Zagreb ist mit dem Rad oder der Bahn schnell erreicht. Lediglich ein paar nachts umherziehende Diebe machen es leider auch im Hochsommer notwendig, die Fenster geschlossen zu halten.

Kurz vor Orebić kommen wir auf dem Campingplatz einer älteren Dame unter. Das familiengeführte Camp Orebić liegt nicht weit von einem feinen Kiesstrand entfernt. Eilig schafft sie die Plastikgartengarnitur herbei (die Wachstuchdecke darf natürlich fehlen) und schenkt uns eine Flasche selbstgemachten Rotwein. Das ist mal ein Empfang! Beim ersten Schluck entpuppt sich das Getränk dann aber als eine Art Likör, und so sollten wir ihn noch bis Albanien mit uns herumfahren.

 

Erstellt am 06. Februar 2020

Schweiz


 554 Kilometer in 7 Tagen

Mitte Juli 2019


Innerhalb von einer Woche durchqueren wir die Schweiz einmal von Nord nach Süd und nutzen die Zeit vor allem für einen Familienbesuch vor der langen Reise. Und dennoch beeindruckt uns die Natur der Alpen so sehr, dass die Weiterfahrt nicht ganz leicht fällt.

 

Tipps und Tricks

Unter hohen schattenspendenden Bäumen lockt das Grotto, ein typischer Biergarten im Tessin, bei einem Sommerspaziergang zur Pause. Zu Essen gibt es meist Antipasti oder sehr leckere Polenta. Dazu ein Glas kühler Wein, so hat schon Herrmann Hesse seine Zeit hier gut ausgehalten. Und auch so manchem Tier gefällt es hier ganz gut. Als es dunkel wird, traut sich bei unserem Besuch eine dicke Kröte bis an unseren Tisch, zu unserer Erheiterung unter grossem Geschrei der anwesenden Damen.

Von der Kleinstadt bis in die Metropole

Spiez liegt idyllisch am Ufer des Thunersees. Bei unserem Tagesausflug spazieren wir hinauf auf den Rebberg-Erlebnispfad, der auf verschiedenen Stationen die Arbeit des Winzers vorstellt. Von ganz oben blicken wir bis zum anderen Ende des Sees. Zurück am Wasser radeln wir entspannt am Ufer entlang. Bis nach Interlaken und den angrenzenden Brienzersee kommt man auf diesem Weg. An fast jeder Stelle bietet sich Gelegenheit für eine Abkühlung. Und das klappt im Thunersee mit einer durchschnittlichen Wassertemperatur von 18° C im Juli wirklich gut.

Lugano: Die Stadt in der Südschweiz versprüht viel italienisches Flair. Auf der Piazza della Riforma genehmigen wir uns einen Cappucino, bevor wir am weitläufigen Luganersee über den Parco civico in westliche Richtung spazieren. Unser Ziel ist der Aussichtsberg Monte Brè. Für die Faulen gibts auch eine Bahn nach oben, doch wir ziehen den Fußweg durch den bewaldeten Hügel vor. Oben angekommen erwartet uns das gleichnamige niedliche Dörfchen Brè und eine große Portion Polenta mit Käse.

Abenteuer Natur

Nur etwa 25 Km von Spiez entfernt lockt jede Menge Nervenkitzel auf wohl einem der schönsten Klettersteige der Schweiz. Von Kandersteg geht es nach wenigen Minuten über mehrere Leitern, zwei Nepalstiegen und viele Eisenstifte die steile Bergwand entlang nach oben. Vorbei an Wasserfällen bieten sich immer wieder spektakuläre Aussichten. Wer Fotos machen möchte, sollte seine Kamera dabei gut festhalten. Für Christian, der bisher nur die kurzen Klettersteige der sächsischen Schweiz kannte, nicht ganz ohne, vor allem beim schwindelerregenden Blick in die Tiefe. Nach knapp drei Stunden haben wir die 350 Höhenmeter überwunden. Oben angekommen gibt es auf der Allmenalp erst einmal ein kühles Bier zur Belohnung. Obwohl das Wetter diesmal nicht ganz mitspielt, das Bier schmeckt auch im Nebel.

Unser zweiter Stopp führt uns ins Tessin, genauer gesagt ins wilde Verzasca-Tal. Etwa 20 Km weit fahren wir mit dem Auto bis Sonogno ins Tal hinein. Allein die Anfahrt durch das schroffe Tal mit den kleinen grauen Steinhäusern ist schon ein Grund, hierher zu reisen. Ab da geht es nur noch zu Fuß weiter. Über Cabioi geht es über 1000 Höhenmeter nach oben bis zum Refugio Barone, eine voll ausgestattete Hütte zur Selbstversorgung und mit Möglichkeit zur Übernachtung. Von hier aus sind mehrtägige Hüttenwanderungen, wie die Via Alta Gratwanderung, möglich. Oben angekommen spüren wir deutlich jeden einzelnen Muskel unserer Oberschenkel. Nach einer ausgiebigen Pause bei absoluter Ruhe wandern wir auf gleichem Wege zurück. Und schon beim Abstieg beschließen wir: wir kommen wieder hierher, dann aber mit Schlafsack und Proviant für mehrere Tage hoch oben auf den Hütten.

Am nächsten Tag radeln wir zum nahegelegenen La Froda Wasserfall, der zum Verweilen eingeladen hätte, hätte uns nicht eine Busladung Jugendlicher schnell wieder vertrieben. Und so machen wir unseren Bus startklar für die Weiterreise, denn pünktlich zum Beginn des Wochenendes füllt sich der Stellplatz zu Füßen der Berge.

Autokino

Auch wenn es für uns mit dem Autoverlad Lötschberg eine deutlich kürzere Strecke gen Süden gegeben hätte, entscheiden wir uns für die Fahrt über Grimsel-, Furka- und alten Gotthardpass. Hier gibt es jede Menge Möglichkeiten für Zwischenstopps mit toller Aussicht oder zum Wandern. Eine Pause legen wir am Rhonegletscher auf dem Furkapass ein. Im 19. Jahrhundert reichte dessen Zunge noch tief ins Tal hinein. Auf dem Gotthardpass verbringen wir die Nacht. Bei unserer Wanderung vom Parkplatz in Airolo zum Lago della Sella hören wir schon von weitem das Pfeifen der Murmeltiere. Doch erst auf den zweiten Blick entdecken wir sie dann auch weit unter uns in einer Senke.

Schöner Schlafen

In Airolo auf dem Gotthardpass in 2091 Meter Höhe direkt am See ist es ganz schön windig. Wir werden ein wenig durchgeschüttelt, doch die frische Luft am nächsten Morgen macht uns schnell munter.

In Sonogno am Ende des Verzasca-Tals gibt es einen offiziellen Stellplatz. Einen Teil der Parkgebühr gibts in Form von Naturalien wieder. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, und gönnen uns nach unserer Wanderung und einer Freiluftdusche jeder eine Stange Bier. Einziges Manko auf dem Stellplatz sind eine schier unendliche Anzahl von Fliegen! Eine Fliegenklatsche gehört hier auf jeden Fall zur Grundausstattung.

 

Erstellt am 05. Februar 2020

Bosnien und Herzegowina


985 Kilometer in 19 Tagen

Von Mitte August bis Anfang September 2019


Bosnien und Herzegowina erleben wir als ein sehr grünes Land, in dem es überall Möglichkeiten für ausgedehnte Wanderungen und der Entdeckung kleiner Dörfer gibt. Die Hauptstadt Sarajevo dagegen bietet alles was es für einen guten Städtetrip braucht: Kultur, Geschichte und jede Menge Livemusik. Immer mehr Reisende verschlägt es hierher, doch noch hat man genügend Chancen, auch mal weit und breit der einzige Gast zu sein.

 

Tipps und Tricks

Unbedingt probieren sollte man bosnischen Kaffee, den es hier an jeder Ecke aus goldenen Kännchen, der Dzezva, gibt. Die Menschen lassen sich viel Zeit, den kleinen Kaffee zu trinken und man kann sie praktisch zu jeder Tageszeit zusammen vor den vollen Kaffeehäusern sitzen sehen. Und wenn nicht gerade der Kaffee auf dem Tisch steht, dann ist es eben Raki. Gerade auf dem Land hatten wir in Bosnien mehr als einmal Gelegenheit dazu, den Selbstgebrannten zu probieren.

Pizza gibts hier bei jedem Bäcker, und die ist gar nicht mal so schlecht für den kleinen Hunger zwischendurch. Ob man sie unbedingt mit Ketchup und Mayo essen sollte, wie es die Bosnier tun, bleibt dann aber doch  Geschmackssache.

Beim Geschirrspülen auf dem Campingplatz lieber kein Spülmittel verwenden. Jeder zweite Campingplatz nennt sich hier Eco-Camping. Was die Bosnier unter Eco verstehen, bleibt uns allerdings bis zum Schluss schleierhaft. Ein Beispiel: die Outdoor-Waschbecken haben zwar alle einen Ablauf, doch wer nicht aufpasst, bekommt schnell nasse Füße. Ein Blick nach unten verrät den Grund: das Abflussrohr endet gerne mal direkt überm Boden, das Abwasser versickert in der Erde.

Von der Kleinstadt bis in die Metropole

Jajce: Für einen Zwischenstopp ist die Stadt ganz schön. Leider kommt uns der Regen bei der Stadtbesichtigung etwas in die Quere.  Daher bleibt es bei einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt, die sich in engen Gassen bis hinauf zur Burg zieht. Die Hauptattraktion des Ortes ist jedoch der Wasserfall, der sich am Stadtrand 20 Meter in die Tiefe stürzt und in den Fluss Vrbas mündet. An dessen Flusslauf Richtung Norden führt eine lohnenswerte Straße durch eine enge Schlucht, von hier aus kann man die durchs Wildwasser fahrenden Raftingboote beobachten. In Jajce selbst kommen wir auch zum ersten Mal mit dem typischen „Balkan-Verkehr“ in Kontakt. Vor einem großen Supermarkt, mit gerade einmal 30 Parkplätzen brauchen wir unter lautem Hupen und wilden Gesten sage und schreibe eine ganze Stunde, um wieder auf die Straße zu kommen.

Sarajevo: Die Hauptstadt Bosniens mit knapp 600.000 Einwohnern liegt eingekesselt zwischen grünen Hügeln. Schon bei der Anfahrt fallen uns die noch immer vorhandenen Einschusslöcher in den Hochhäusern der Randbezirke auf. Wir erreichen unseren Campingplatz im Süden der Stadt. Von hier haben wir einen herrlichen Blick über die Dächer Sarajevos, bei Nacht liegen die Lichter der Stadt unter uns. Hier trifft Orient auf Okzident, das alte Basarviertel rund um den Baščaršija-Platz geht nahtlos in die westlich orientierte Innenstadt über. Was die Hauptstadt so interessant macht, ist vor allem ihre Geschichte. Das Attentat, bei dem Franz Ferdinand ums Leben kam, und die vierjährige Belagerung in den 90er Jahren haben uns schon im Geschichtsunterricht auf Trab gehalten. Zugegeben, damals hielt sich unser Interesse stark in Grenzen. Doch nun haben wir Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen. Aus erster Hand erfahren wir, wie es sich anfühlte, während der Bosnienkriege hier aufzuwachsen, oder von einem ehemaligen Polizisten, welcher den Versorgungstunnel der belagerten Stadt mehr als nur einmal nutzte. Wie wenig wir doch hiervon wussten, und das obwohl wir gar nicht so weit entfernt leben. Neben den Einschusslöchern erinnern die Rosen von Sarajevo noch heute an die zahlreichen Zivilisten, die damals ums Leben kamen. Heute genießen wir an diesen Orten Falafel mit Hummus und tanzen abends bei Live Musik, die aus den Bars und Clubs der Stadt bis auf die Straße dringen bis in die frühen Morgenstunden.

Mostar: Inzwischen ist es Ende August, die Temperaturen sind so weit gestiegen, dass es sich auf dem schattenlosen Campingplatz an der Neretva kaum noch aushalten lässt. Fast schon neidisch beobachten wir die Turmspringer, die von der berühmten Stari Most ins kühle Nass springen. Wir sind rechtzeitig zum Cliff Diving im Süden des Landes. In der Stadt herrscht Trubel; um der Hitze wenigstens etwas entgegen zu setzen, werden Papierfächer, kalte Wassermelonen und frisch gepresste Säfte verteilt. Außer sich aneinander vorbeidrängenden Menschenmengen ist an diesem Wochenende kaum etwas von der schönen Altstadt zu sehen. Trotz Abendprogramm mit Live-Musik an jeder Ecke, beschließen wir am nächsten Morgen früh aufzustehen. Gegen halb sechs klingelt der Wecker, eine halbe Stunde später sind wir in der Innenstadt und haben die engen Gassen, die bunt bemalten Häuser und die mittelalterliche Bogenbrücke ganz für uns allein. Doch wir sind nicht die einzigen mit dieser Idee, und bereits eine halbe Stunde später beginnen die Gassen sich erneut mit Leben zu füllen.

Trebinje: Hier, ganz in der Nähe der Grenze zu Kroatien und Montenegro, gefällt es uns richtig gut. Ohne die für diese Jahreszeit sonst üblichen Touristenmengen wirkt die Stadt herrlich normal. Da sich wohl kaum ein Besucher hierher verirrt, sind die Menschen freundlich, angefangen vom Mitarbeiter der Touristeninfo bis hin zum Polizisten freut sich wirklich jeder über unseren Besuch. Auf dem kleinen Markt in der Altstadt verkaufen Großmütter Eier und eingelegtes Gemüse. Wenige Meter weiter, innerhalb der Stadtmauern, befinden sich gemütliche Restaurants mit Dachterrasse und zur Straße hin offene, bunt beleuchtete Bars. Einen fantastischen Rundum-Blick auf die umgebenden Hügel und den Fluss Trebišnjica mit seiner historischen Brücke aus dem 16. Jahrhundert hat man auf dem Berg des serbisch-orthodoxen Klosters Hercegovačka Gračanica.

Abenteuer Natur

Umgebung von Sarajevo: Nur wenige Kilometer außerhalb der lebhaften Hauptstadt findet sich ein kleiner, von Touristen und Einheimischen völlig unbeachteter Klettersteig. Der Einstieg dauert nur etwa 15 Minuten, der Steig auf den kleinen Bijela Stijena selbst ist nur kurz. Der Aufstieg lohnt auf Grund der schönen Aussicht bis nach Sarajevo dennoch. Der Rückweg führt zwischen zwei Felswänden steil bergab. Zurück am Wagen halten wir noch für einen kurzen Zwischenstopp an der naheliegendenden Bobbahn der Olympischen Spiele von 1984. Nicht mehr ganz in Schuss, teils grasüberwachsen, trainierte hier tatsächlich noch die Jugend der Umgebung, als wir gerade dort sind.
Und auch nördlich von Sarajevo können wir der städtischen Hektik entfliehen. Entlang eines flachen Weges läuft man gemütlich zum unteren Ende des knapp 100 Meter tiefen Skakavac Wasserfalls, was so viel wie Grashüpfer bedeutet, ein im Balkan recht beliebter Name für Wasserfälle. Trotz der recht geringen Wassermengen bildet sich ein dichter Sprühnebel an der rotbraunen Felswand, an der das kalte Nass herabfließt. Weiter geht es im Zick Zack zum oberen Ende, so bieten sich zwei völlig verschiedene Blickwinkel. Was den Ausflug aber wirklich lohnenswert macht, ist die Gastfreundschaft von Dragan und seiner Frau, die hier ein kleines Restaurant führen.

Blagaj: Im südlichen Zipfel von Bosnien Herzegowina finden wir einen weiteren Klettersteig. Wie bei Sarajevo ist der Anfang auch hier nach wenigen Minuten erreicht. Vorbei an den Einstiegen zu verschiedenen Klettersektoren, wandern wir unter dichten Bäumen und Sträuchern Richtung Felsen. Durch eine streckenweise nur wenige Meter breite Schlucht führt der Weg langsam bergauf. Unterwegs sehen wir kleine Schlangen und Kaulquappen in den Pfützen, die hier geschützt und ungestört leben. Der Höhepunkt des Klettersteigs ist die etwa 20 Meter hohe Felswand am Ende der Schlucht, die mit Eisentritten zunächst gerade nach oben erklommen werden muss, bevor es noch einige Meter in schwindeliger Höhe nach rechts geht. Oben angekommen bietet sich ein wunderbarer Ausblick auf die bewältigte Strecke. Danach geht es über eine große Runde ohne weitere Kletterpassagen zurück Richtung Blagaj. Ein kurzer Abstecher hinauf zu einer Burgruine, die mit den umgebenden Zypressen fast schon an die Toskana erinnert, lohnt ebenfalls.
Blagaj selbst ist bekannt für sein Derwischkloster, welches sich ganz eng an eine 200 Meter hohe Felswand schmiegt. Es liegt direkt an der Quelle der Buna, die hier mit sieben Grad Wassertemperatur aus einer Höhle quillt. Leider sind die eigentlichen Sehenswürdigkeiten, wie fast überall in Bosnien Herzegowina, auch hier mit Restaurants und Verkaufsständen ziemlich zugebaut.

Vlašic-Gebirge: Eher zufällig landen wir zunächst in Travnik, und siehe da, ohne es zu wissen, besuchen wir die Partnerstadt unserer Heimat. Wir erhoffen uns, hier mehr Infos zum nahegelegenen Wandergebiet zu bekommen. Auch ohne Touristeninfo helfen uns die netten Bosnier weiter, sodass wir am nächsten Tag im Vlašic-Gebirge ein wenig die Natur erkunden und relativ gemütlich auf den höchsten Gipfel, den Paljenik mit 1943 Metern, steigen. Trotz vieler Touristen in dem Gebiet, die sich aber alle nicht weiter als unbedingt nötig von ihren Hotelanlagen bewegen, haben wir auf den Wanderwegen viel Ruhe. Außer dem Blöken der Schafe ist nichts zu hören. Doch so friedlich es hier auch ist, abseits der Wege besteht noch immer Mienengefahr.

Umoljani: Von diesem kleinen Dörfchen unternehmen wir eine wunderschöne Rundwanderung. Unser Tagesziel ist Lukomir, die höchstgelegene Siedlung in Bosnien Herzegowina. Zunächst auf einem Feldweg wandern wir schon bald querfeldein bis auf den Gipfel des Obalj mit 1896 Metern. Unser ganz privater vierbeiniger Guide, der sich uns bereits in Umoljani angeschlossen hatte, kennt den Weg in und auswendig, sodass wir nur zu folgen brauchen. Entlang der Route gibt es immer wieder die Möglichkeit, sich an einer Quelle zu erfrischen, und unser neuer Freund lässt keine Gelegenheit aus, in den darunter stehenden Steintrögen genüsslich zu baden. Tolle Ausblicke über die weiten Täler, bis hinüber auf die andere Seite der Rakitnica-Schlucht, vorbei an einfachen Stein- und Blechhütten und entlang des Studeni potok, ein Flusslauf, welcher der Legende nach die Spur eines Drachen in Schlangengestalt sei, lassen unsere siebenstündige Tour wie im Nu vergehen.

Kravica Wasserfälle: Die beeindruckenden Wasserfälle an der Grenze zu Kroatien erstrecken sich über einen über 100 Meter langen Hang und ergießen sich in allen Türkis- und Blautönen zwischen satt grüner Natur 25 Meter nach unten. Schwimmen ist im schönen Naturpool vor den Wasserfällen möglich. Wer sich aber das Eintrittsgeld sparen möchte, der kommt erst nach oder vor den offiziellen Öffnungszeiten, muss dann aber auf die wärmende Sonne verzichten. Jedoch befindet sich auch hier wieder mehr als nur ein Restaurant dicht an dem Naturschauspiel. Am besten also man genießt die Landschaft lieber dort, wo keine Straße hinführt. Hier wurden wir jedes Mal mit viel Ruhe und Einsamkeit belohnt.

Sutjeska Nationalpark: An der Grenze zu Montenegro teilen sich die beiden Länder ein atemberaubendes Gebirge. Hier befindet sich der Perućica-Urwald, einer der letzten Europas. Die Hänge sind dicht bewachsen von Buchen und Schwarzkiefern, von einem Aussichtspunkt kann man den 70 Meter tiefen Skakavac-Wasserfall von Weitem erblicken. Am Ende einer Waldpiste befindet sich eine kleine Alm auf 1700 Metern über dem Meeresspiegel, direkt vor dem höchsten Berg Bosnien Herzegowinas. Doch der Maglić mit seinen 2386 Höhenmetern versteckt sich bei unserer Ankunft in einer dichten Wolkendecke. Nach einem Tag des Wartens auf besseres Wetter wagen wir am nächsten Morgen bei zunächst blauem Himmel den Aufstieg. Es geht über Felsen und kurze Geröllfelder so steil bergauf, dass wir immer wieder die Hände zu Hilfe nehmen müssen. An einigen Stellen verstecken sich die sonst reichlich vorhandenen Wegmarkierungen, was ein wenig Suche notwendig macht. Auf halber Höhe zieht der Himmel erneut zu, wir beschleunigen das Tempo und erreichen nach einer guten Stunde den Gipfel. Hier bleibt uns die Aussicht verwehrt, inzwischen sehen wir kaum mehr die Hand vor Augen, die feuchte Luft zieht in unsere Kragen. Bei Nieselregen überqueren wir kurz hinter der Spitze des Maglić die grüne Grenze nach Montenegro. Der Abstieg zieht sich ganz schön in die Länge, doch der Blick auf den weit unter uns liegenden herzförmigen See im Piva Nationalpark entschädigt sofort. Umgeben von hohem Gras liegt der Trnovačko jezero zwischen den emporragenden Bergspitzen. Die Ruhe stört nur der hier lebende Ranger, der ruppig unseren Ausweis und die Nationalparkgebühr verlangt. Wir verschlingen hungrig unsere Sandwichs und strecken die müden Füße in die warmen Sonnenstrahlen, die sich endlich einen Weg durch die Wolkendecke gebahnt hatten, bevor es über eine Schotterpiste zurück nach Bosnien geht.

Autokino

Die schönste Strecke erkunden wir diesmal nicht auf vier Rädern, sondern mit unseren Packrafts auf der Neretva. Der Fluss mit seinen 225 Km Länge durchfließt bei Glavatičevo die enge Neretva-Klamm. Auf der 23 Km langen Raftingstrecke ragen links und rechts steile Felswände meterhoch empor, hier und da ergießt sich ein kleiner Wasserfall in den Fluss. Bei Wildwasserstufen zwischen II und IV hatten wir auf einigen Passagen ganz schön Mühe, unsere Packrafts (und uns) heil durch die Stromschnellen zu bekommen. Nicht verwunderlich also, dass an diesem Tag jeder von uns einmal ungewollt baden muss.

Schöner Schlafen

Unterhalb des Paljenik, umgeben von Bergen und ein paar vorbeiziehenden Hirten mit ihren Schafen, finden wir unseren ersten schönen Stellplatz in Bosnien. Auf einer Höhe von etwa 1600 Metern wurde es selbst im August nachts schon recht frisch, und so hatten wir das erste Mal Gelegenheit unseren Kamin einzuheizen.

Beim Wanderweg zum Skakavac-Wasserfall nördlich von Sarajevo übernachten wir vor dem Haus von Dragan und seiner Frau. In Bosnien hatten wir bis dahin immer wieder das Gefühl, dass gerade bei den Campingplätzen das Preis-Leistungsverhältnis nicht so ganz stimmt. Umso schöner ist es bei Dragan, der, gerade damit beschäftigt mit ein paar Freunden die Straße zu seinem Haus zu teeren, uns sagt, das Ziel, welches wir auf der Karte gewählt hätten, sei sein Haus. Kein Problem, wir können die Nacht ruhig vor seinem Haus stehen. Im kleinen „Restaurant“, was ein wenig an eine österreichische Almhütte erinnert, wird nur bedient, wer gerade sympathisch ist. Da hatten wir wohl Glück, genau wie ein rumänisches Pärchen, welches bereits seit einer Woche im Garten zelten durfte. Und so sitzen wir gemeinsam bei Selbstgebranntem bis spät in die Nacht unterm klaren Sternenhimmel.

In der Nähe von Glavatičevo haben wir ganz zufällig eine kleine Straße bis hinunter zur Neretva gefunden. Hier stehen wir auf dem Kiesbett, mit ein paar anderen Campern, direkt am Wasser. Die Strömung und die geringe Wassertiefe sind für ein ausgiebiges Bad nicht ganz ideal, für eine Erfrischung ist der Stellplatz aber perfekt.

Mitten in den Sutjeska Nationalpark führt eine gut 16 Km lange Schotterpiste durch den Wald immer bergauf. Zu Füßen des höchsten Berges Bosnien Herzegowinas parken wir mit Blick auf den Sonnenuntergang hinter der grünen Landschaft. Am folgenden Morgen ist jedoch nichts als Nebel vor unserer Nase, doch selbst dabei ist die Atmosphäre hier oben einzigartig schön.

Der beste Campingplatz ist für uns Camp Blagaj, welches sich in erster Linie an Kletterer richtet. Die Atmosphäre bei Adnan und seinem Team ist wahnsinnig entspannt, beim Frühstück, zu dem wir die gerade frisch gepflückten Feigen genießen, hören wir das Ih-Ah der Esel, um unsere Füße wuseln Alf und sein Freund. Vor den beiden Hunden ist kein Schuh sicher. Unweit von hier fließt die Buna durchs Tal (an der sich weitere, aber wesentlich vollere Campingplätze befinden). Selbst bei 40 Grad im Schatten kostet es Überwindung, ins sieben Grad kalte Wasser zu gehen.

Lach- und Sachgeschichten

Die allererste Einladung unserer Reise auf einen (!) Raki kommt von Radovan. Neugierig betrachtet er jeden neu angekommenen Camper unterhalb des mächtigen Maglić. Da das Wetter heute keine Wanderung zulässt, kommen wir ins Gespräch. Er kümmert sich hier oben den ganzen Sommer über um seine sechs Kühe, macht fleißig Käse (wovon wir uns später gemeinsam mit seinen Freunden in allen Reifestufen den Magen vollschlagen dürfen) und - wie sollte es auch anders sein - brennt Schnaps. Nach unzähligen Gläsern, um 11 Uhr vormittags wohlgemerkt, schwanken wir leicht benommen durch die dichte Nebelsuppe zurück zu unserem Zuhause. Am nächsten Tag revanchieren wir uns mit einer großen Tasse Kaffee. Wir müssen ein bisschen schmunzeln, solche Mengen Kaffee ist er nicht gewohnt. Und so wie wir unsere Mühe mit seinem Schnaps hatten, kämpft Radovan sichtlich mit unserem Kaffee.

 

Erstellt am 04. Februar 2020

Kosovo


614 Kilometer in 7 Tagen

Ende September 2019


Das kleine Land hat uns ganz schön überrascht. Erstaunlich modern kommen die Städte daher, dazwischen können wir schlaglochfrei über den Asphalt rollen. Die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen gegenüber Besuchern macht einfach Lust, den Kosovo zu entdecken.

 

Tipps und Tricks

Ein Schwätzchen am Straßenrand halten. Hier kann gefühlt jeder zweite deutsch und freut sich über den Besuch aus Deutschland. Bei kurzen Pausen wurden wir immer wieder angesprochen, die Grenzbeamten sind freundlich, wie nirgendwo sonst und begrüßen uns in unserer Muttersprache, und am Straßenrand werden wir sogar von Jugendlichen bejubelt. Was sollen wir sagen?! Wir haben uns eine Woche lang wie VIPs gefühlt.

Schick Essen gehen: bei den niedrigen Preisen verschätzt man sich schnell und bestellt Mengen, nach denen selbst Christian, der sonst nichts übrig lässt, am Ende des Abends Mühe hat, nicht aus dem Restaurant zu rollen. Sehr lecker war es zum Beispiel in Pejë im Kulla e Zenel Beut.

Kleiner Tipp zum Thema Bargeld im Kosovo: bezahlt wird mit Euro, im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern kann man hier mit seiner Kreditkarte nicht überall kostenlos Geld abheben. Lediglich BKT und NLB verlangen keine zusätzlichen Gebühren.

Von der Kleinstadt bis in die Metropole

Priština, die Hauptstadt des Kosovo, erwartet uns mit einem Verkehrschaos und dem wohl hässlichsten Stellplatz. Nachdem wir uns durch einen riesigen vier- oder fünfspurigen (wer weiß das schon so genau?!) Kreisverkehr durch eine Baustelle gequält hatten, erreichen wir den Parkplatz hinter dem Stadion. Auch hier wieder Chaos, Hupen, umherfliegende Plastiktüten und Obst- und Gemüsereste. Zumindest zentral gelegen, machen wir uns von hier auf, die Stadt zu erkunden. Um den Mutter-Teresa-Boulevard, die Fußgängerzone Prištinas, reihen sich hippe Bars und Cafés. Am Ende der Straße gelangt man auf den Skanderbeg-Platz, mit einer Statue des Nationalhelden, der uns auf unserer gesamten Balkanroute verfolgen sollte. Kurz dahinter beginnt das Wirrwarr des Basarviertels mit seinen Moscheen, dem alten Hamam und einigen erhalten gebliebenen osmanischen Häusern, in einem davon ist ein sehenswertes kleines ethnografisches Museum untergebracht. Auf den engen Basarstraßen stehen randvolle Säcke mit roten und gelben Spitzpaprika, dazwischen schiebt sich immer wieder ein Wagen durch die Menschenmengen. Etwas abseits werden Elektroteile und Kleidung angeboten, von niedrig hängenden Planen überdacht, wir müssen ein Weilchen suchen, bis wir zwischen all den Ständen den Weg wieder heraus finden. Unser Weg führt uns weiter zur Nationalbibliothek, die mit ihren Kuppeln und der umgebenden Metallkonstruktion rein optisch sicher nicht jedermanns Sache ist. Bei einem Blick nach drinnen, werden wir direkt zu einer Buchpremiere eingeladen. Okay, verstanden haben wir nichts, aber zumindest für die folkloristische Darbietung am Ende mussten wir das ja auch nicht. Schräg gegenüber beenden wir unsere Stadttour an der Mutter-Teresa-Kathedrale, die für die weniger als drei Prozent Katholiken im Land viel zu groß erscheint. Wir waren überrascht, wie modern Europas jüngste Hauptstadt wirkt.
Am nächsten Tag besuchen wir unweit von Priština das Bear Sanctuary. Hier finden Bären, die oft jahrelang in engen Käfigen zur Belustigung von Restaurantgästen gehalten wurden und Sonne und Regen schutzlos ausgesetzt waren, ein neues Zuhause. In großen Freigehegen leben inzwischen 20 Braunbären. Um die Bevölkerung mehr für den Tierschutz zu sensibilisieren, wurde zudem ein Infocenter eingerichtet.

Prizren: Die bunte Stadt an der Bistrica wartet mit viel Kultur und leckerem Essen auf uns. Über eine alte osmanische Steinbrücke gelangt man in die Altstadt. Hier geht es vorbei an vielen einladenden Restaurants zur Sinan-Pascha-Moschee mit dem höchsten Minarett des Balkans. Weiter oben, auf einem Hügel, liegt die mittelalterliche Festung. Angeblich war das Gebiet bereits zur Bronzezeit besiedelt. Beim Spaziergang über das Gelände sollte man sich von dem schönen Stadtblick aber nicht zu sehr ablenken lassen, Sicherungen gibt es nämlich nicht überall. Ein Schritt weiter auf der plötzlich endenden Burgmauer und wir hätten uns alle Gliedmaßen gebrochen! Wer mag, kann ja mal versuchen, die unzähligen Minarette der Stadt zu zählen, mehr als 20 an der Zahl konnten wir ausmachen. Das archäologische Museum, untergebracht im ehemaligen Hamam, war während unseres Besuchs leider geschlossen, und so besuchen wir stattdessen das Gebäude der albanischen Liga, die im osmanischen Reich die Selbstverwaltung von Albanern bewohnter Gebiete forderte. Auch in Prizren waren die Menschen wieder wahnsinnig freundlich. Beim Versenden unserer Postkarten, die wahrscheinlich noch aus einer Auflage aus den 90ern stammten, wurden wir, als Touristen enttarnt, gleich von allen nach vorn gelassen. So viel Service sind wir gar nicht gewohnt.

Rahovec ist das Weinzentrum des Kosovo. Der Ort selbst bietet keine wirklichen Sehenswürdigkeiten, dafür aber mehrere Winzereien. In einer kleinen Garage war der Besitzer von Labiwine, tatkräftig unterstützt von seinen beiden Kindern, gerade dabei abzufüllen. Wir durften uns durchs ganze Sortiment probieren. Insbesondere der für die Region typische Vranac, der auf dem Balkan vermutlich schon seit dem Mittelalter angebaut wird, mit seinem kräftigen Geschmack ist besonders lecker. Mit einem Karton unterm Arm ging es zurück zu unserem Bus.

Kloster Dečani: An diesem Morgen sind wir die ersten Gäste, wir hatten ja auch direkt davor übernachtet. Gegen Abgabe unserer Pässe bekommen wir einen Besucherausweis. Ein junger Serbe führt uns spontan durch das Areal. Obwohl Kirchen und Klöstern nicht unser erstes Interesse gilt, gefällt es uns hier trotzdem sehr gut. Die ganze Kirche ist mit bunten Fresken geschmückt, sodass es wahnsinnig viel zu entdecken gibt. Wir erfahren, dass die Malereien im Inneren der Klosterkirche zu den besterhaltensten aus dem 14. Jahrhundert auf dem Balkan gehören, darunter eine weltweit einzigartige Darstellung von Jesus mit Schwert, und welche Farben genutzt wurden und von König Stefan Uroš III. Der grüne Klosterhof liegt friedlich von dickem Gemäuer umgeben. Hin und wieder verirrt sich ein Mönch nach draußen.

Abenteuer Natur

Ganz in der Nähe von Pejë befinden sich in der Rugova-Schlucht zwei der wenigen Klettersteige des Landes. Zunächst muss ein Fluss auf einer Hängebrücke überquert werden, und dann hat man die Wahl zwischen dem Klettersteig Mat und Ari, oder geht einfach beide. Ersterer verläuft größtenteils waagerecht über Eisentritte an der Felswand entlang, immer mit Blick auf den Fluss und die gegenüberliegende Straße. Er führt zwar nicht so weit nach oben und die Ausblicke sind daher nicht ganz so schön, die Kletterpassagen gefallen uns dennoch gut. Am Ende klettern wir ein kurzes Stück durch einen Felstunnel nach unten, und schon stehen wir wieder auf der Straße. Länger und höher hinauf verläuft der Klettersteig Ari. Auch hier kann man meist gut zum Fluss im Tal sehen, hinzu kommt ein toller Weitblick Richtung Montenegro über die grünen Berge der Schlucht und ganz oben angekommen erblickt man Pejë. Am höchsten Punkt weht die schon von unten gut sichtbare albanische Flagge, von da an geht es wieder bergab. Zwischendurch müssen wir ein paar Mal nach dem richtigen Weg suchen, doch die gut hörbare Straße im Tal dient gut zur Orientierung.

Bei einem Abstecher etwa auf halber Strecke zwischen Pejë und Priština liegen die Mirusha Wasserfälle. Mehrmals ergießt sich das Wasser in kleine Felsbecken nach unten. Von einem Restaurant aus kann man nach oben klettern. Auf den steilen Wegen müssen wir mehrfach die Hände zu Hilfe nehmen. Die schöne Aussicht ins Tal und die Möglichkeit teilweise hinter den Wasserfällen entlang gehen zu können, trösten über den allgegenwärtigen Müll aber leider nur geringfügig hinweg.

Autokino

Die schönste Route führt uns durch den Sharr Nationalpark. Durch einen dichten bereits in Herbstfarben getauchten Wald verläuft hier die Straße nach Prizren am nördlichen Ausläufer des Sharr-Gebirges. Luchse und Bären soll es hier noch geben, die man aber selbst bei Wanderungen abseits der Hauptwege nur mit sehr viel Glück zu Gesicht bekommt.

Eine weitere lohnenswerte Strecke führt von Pejë bis nach Montenegro. Doch ist die Grenze seit 1999 in Folge des Kosovokrieges geschlossen. Der Weg durch die Rugova-Schlucht lohnt dennoch. Über Serpentinen führt der Weg vorbei an einem tiefen Wasserfall durch mehrere in den Fels geschlagene enge Tunnel. Vorab Hupen schadet sicher nicht, und verhindert unter Umständen, dass man - so wie wir - im Rückwärtsgang durch den kurvigen Tunnel zurück fahren darf.

Schöner Schlafen

Leicht fällt es uns hier ganz und gar nicht, schöne Stellplätze zu finden. Campingplätze gibt es nicht, und so stehen wir meist auf irgendeinem ungemütlichen Parkplatz in der Stadt. Die Ziele in den Bergen, welche wir uns ausgesucht hatten, müssen wir leider aufgeben. Die Wege sind für unseren Camper doch eine Nummer zu hoch. Eine willkommene Abwechslung ist dagegen unsere Nacht vor dem serbisch-orthodoxen Kloster Dečani. Erst kurz vor dem Ende der Besuchszeiten angekommen, müssen wir bis zum nächsten Tag abwarten. Als serbisches Kloster in kosovarischem Gebiet, welches mehrfach, zuletzt 2007, Ziel von Granatenangriffen war, ist das Gelände und die zuführende Straße durch italienische Kosovo Force Soldaten gesichert. Kurzerhand fragen wir den netten italienischen Carabinieri, ob wir die Nacht auf dem Parkplatz direkt vor dem Kloster verbringen dürfen. Nach einigen Telefonaten gibt er uns sein Okay. Gut bewacht von den KFOR-Soldaten, die uns am Abend noch mehrfach einen Besuch abstatten, verbringen wir hier die wohl ruhigste Nacht im Kosovo.

Lach- und Sachgeschichten

Bei Regen und Nebel erreichen wir nach zahlreichen Serpentinen die Grenze Montenegro - Kosovo. Da die grüne Karte im Kosovo nicht gilt, heißt es also erstmal Versicherung kaufen. Mit einer LKW-Zulassung will der nette Herr in seinem kleinen Büro geschlagene 130 Euro für 15 Tage. Wir müssen uns etwas einfallen lassen! Schritt 1: traurige und enttäuschte Blicke. Schritt 2: Der Hinweis, dass es sich ja eigentlich um einen Camper, aber eben selbstausgebaut, handele. Schritt 3: ihn dazu bewegen, sein warmes Containerbüro zu verlassen, um aus sicherer Entfernung einen Blick auf unser bereits hinter der Grenze geparktes Fahrzeug zu werfen. Nach einigen kritische Fragen schlussfolgert er: „Hm...it is a Special Car!“ Und für so ein Spezialauto sagt sein Computer: 15 Euro. Er ist schon ein bisschen stolz auf seine Speziallösung und freut sich mit uns gemeinsam. Mission accomplished! Zufrieden können wir nun ins jüngste Land Europas einreisen.

 

Erstellt am 03. Februar 2020

Slowenien


1080 Kilometer in 19 Tagen

Mitte Juli bis Anfang August 2019


Trotz seiner Größe, kaum größer als Sachsen, und mit gerade einmal knapp über zwei Millionen Einwohnern, hat Slowenien einiges zu bieten. Neben der touristisch gut besuchten Bergwelt, den Flüssen und Seen im Westen des Landes, lohnt sich auch ein Abstecher weiter nach Osten ins Weinanbaugebiet Posavje.

 

Tipps und Tricks

Der Duft von frischem Strudel dringt fast unaufhörlich aus den Küchen der Berghütten. Es gibt sie in allen möglichen Varianten, zum Beispiel gefüllt mit Äpfeln, Heidelbeeren oder Nüssen. Wer kann da schon standhaft bleiben?

Von der Kleinstadt bis in die Metropole

Auf nach Bled. Oder lieber doch nicht? Wir sind wohl nicht die einzigen mit der Idee den Ort mit der Insel inmitten des Sees zu besuchen. Und so quälen wir unseren Bären im Schritttempo inmitten einer kilometerlangen Auto-Karawane, vorbei an überfüllten Parkplätzen, am Rande des Sees entlang. Und entscheiden schnell: wir begnügen uns mit der Aussicht aus dem Seitenfenster. Ersatz ist schnell gefunden: zurück in die Natur!

Selbstverständlich wollen wir Sloweniens Hauptstadt Ljubljana nicht auslassen. Mit etwas mehr als 200.000 Einwohnern ist sie recht gemütlich. Hier lässt es sich wunderbar durch die Gassen flanieren, Plečniks Architektur bewundern, in den Markthallen Käse probieren oder in einem der vielen Cafés entlang der Ljubljanica entspannen und Leute beobachten. Informatives, aber auch Skurriles zur Stadtgeschichte gibts auf der gut gemachten Free Walking Tour, angefangen vom angeblich entlaufenen Bären, der tagelang gejagt wurde oder dem Grund, warum man seine Bücher besser nicht pünktlich in die Bibliothek zurückbringen sollte (es könnte ein Flugzeug vom Himmel genau in die Bibliothek stürzen, wie hier in Ljubljana im zweiten Weltkrieg geschehen). Unser Tourguide Helena liebt ihre Stadt, die die Bewohner frei mit „die Geliebte“ übersetzen, und das merkt man während der Tour durch und durch.

Ptuj, oder auf deutsch Pettau, im Osten Sloweniens erreichen wir pünktlich zum Stadtfest. Barocke Häuserfronten zieren die Straßen der Stadt. Ganz oben auf dem Hügel thront das Schloss, das besonders von der anderen Seite des Flusses schön anzusehen ist. Die Gegend eignet sich mit ihren vielen Thermalbädern außerdem wunderbar, um mal einen ordentlichen Waschtag nach all den provisorischen Camperduschen und eiskalten Flussbädern einzulegen.

Abenteuer Natur

Wie für viele andere Reisende auch ist Bovec im grünen Soča Tal unser erstes Ziel. Auf unserem Campingplatz sorgt ein patrouillierendes John Rambo Double in seinen besten Jahren auf einem Quad für Ordnung. Als Ausgangspunkt für Wanderungen entlang der Soča ist der Platz perfekt geeignet. Und so geht es, teils etwas abseits des eigentlichen Soča-Trails  (danke an unsere Navi-App!) entlang des smaragdgrünen Flusses über Stock und Stein aufwärts.
Neben einer weiteren Wanderungen am Ende der Kanin-Seilbahn, bei der wir mit den Gämsen durch die graue steinige Bergwelt um die Wette klettern, gibt es für uns noch ein ganz besonderes Highlight: unsere Packrafts kommen ein paar Kilometer weiter südlich bei Trnovo und Tolmin endlich zum Einsatz. Und diesmal nicht als entspannte Kaffeefahrt auf stehendem Gewässer. Im Vergleich zum Leipziger Seenland ist das Paddeln auf dem Fluss um einiges actionreicher. Nach einer Einführungstour mit Guide unternehmen wir, gepackt vom Packraft-Fieber, am nächsten Tag direkt noch eine weitere Tour auf der Soča auf eigene Faust. Mit Wildwasserstufe I und II zwar noch steigerungsfähig, aber perfekt zum Üben. Schöne Ausblicke auf die umgebenden Berge gibt’s inklusive. Zur Abkühlung nehmen wir am Tagesende die Low-Budget-Version eines Eises: ein eiskaltes Bad im Fluss.

Die folgenden Tage wollen wir erstmal etwas Höhenluft in den julischen Alpen schnuppern. Besser gesagt darf ich mein Geburtstagsgeschenk, eine mehrtägige Hüttenwanderung, einlösen. Wir hatten uns vorgenommen, den Triglav, Sloweniens höchsten Berg mit 2.864 Metern, zu erklimmen. Mit Sack und Pack (puh, schwerer als gedacht) und einer leichten Erkältung im Gepäck starten wir mit der Fähre über den Bohinjsee, um von Ukanc aus auf die Komna-Hütte zu wandern. Für den steilen dreistündigen Aufstieg auf 1.520 Meter werden wir mit einem tollen Ausblick auf den See belohnt. Für den ersten Tag reichts uns, wir verschlingen hastig Gulasch und Palatschinken von der netten Wirtin, und freuen uns auf unser Doppelstockbett. Tag 2 beginnt auf entspannten Wegen durch bunte Blumenwiesen, weiter bergauf an den sieben Seen (zugegeben, viel ist wegen der Sommerhitze nicht mehr von ihnen übrig) vorbei. In der Nähe des siebten Sees erreichen wir bereits gegen Mittag unser Tagesziel. Top fit und hoch motiviert beschließen wir, die Etappe noch bis zur nächsten Hütte zu verlängern. Hätten wir geahnt, dass der vor uns liegende Abschnitt fast ausschließlich über steile Geröllhänge führt, hätten wir vielleicht doch lieber die qualmenden Füße bei einem eiskalten Radler ausgestreckt. Endlich an der Dolič-Hütte angekommen, wollen wir nur noch eins: Ausruhen. Im zugeteilten Zimmer erwartet uns dann schon ein schnarchender Bettnachbar. Die Ohrstöpsel warten selbstverständlich in sicherer Entfernung in unserem Bus auf unsere Rückkehr. Also Augen zu und durch.
Leicht gequält machen wir uns am nächsten Morgen kurz nach 6 Uhr auf den Weg. Zu meiner Freude über noch mehr Geröll! Immer wieder auf und ab. Lediglich die fantastische Aussicht auf die umliegenden Berge und die sattgrünen Täler entlohnen uns für unsere Mühen. Gegen 10 Uhr erreichen wir unser vorläufiges Ziel, das Triglav Haus. Aus der ersehnten Frühstückspause wird wegen des angekündigten Regens leider nichts. Nach kurzer Überlegung und zumindest einer heißen Schokolade entscheiden wir uns für den direkten Aufstieg, bevor uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen kann. Über Felsen, entlang von Seilen und Eisentritten kommen wir dem Gipfel des Triglav immer näher. Oben angekommen erwartet uns, wie schon zuvor in der Schweiz: Nebel! Nichtsdestotrotz können wir immer mal wieder kurze Ausblicke auf die Umgebung erhaschen und sind mächtig stolz auf unseren ersten gemeinsamen Gipfel. Von nun an wandern wir nur noch steil taleinwärts. Auf der Vodnik-Hütte angekommen, fordert uns der Hüttenwirt forsch auf, gefälligst mit ihm Deutsch statt Englisch zu sprechen. Wir werden über den exakten Zeitplan in Kenntnis gesetzt: 17 Uhr Zimmerbezug, 18:30 Uhr Antritt zur Nahrungsaufnahme. So muss sich wohl der erste Tag beim Militär anfühlen. Wir haben gemeinsam mit den erstaunlich vielen Leipzigern auf dieser Hütte so unseren Spaß, unseren „Feldwebel“ bei der Arbeit zu beobachten. Und so feiern wir bis es dunkel wird unseren Erfolg mit ein (oder zwei) Gläsern Rotwein. Dem Duft des Apfelstrudels, der von der Dame des Hauses, selbstverständlich unter strenger Aufsicht des Wirts, zubereitet wurde, kann ich natürlich nicht widerstehen. Bis zum Ende unserer Slowenien-Reise sollte es nicht der letzte gierig verschlungene Strudel bleiben.
Nach vier Wandertagen wieder im Tal angekommen, können wir es kaum erwarten, unsere Rucksäcke und die Wanderstiefel loszuwerden, um uns ausgiebig im Bohinjsee zu erfrischen. Für mich gabs noch einen Strudel und für Christian eine Dusche im plötzlich einsetzenden Sommerregen 🙂

Es geht wieder mal aufs Wasser: Tinas Rafting Camp liegt fernab großer Straßen direkt an der Sava. Als hätten wir’s gewusst, findet am nächsten Tag der Free-Water Day statt, um ein Zeichen gegen den Bau von Staudämmen in Slowenien zu setzen. Wir können’s kaum erwarten, unsere Rafts ein weiteres Mal aufzublasen. Gemeinsam mit Kajakfahrern und Raftingbooten paddeln wir in großer Runde flussabwärts. Am Ende der Tour erwartet uns schon Tinas Frau mit frisch gegrillten Cevapci.

Umgebung von Ljubljana: Nach zwei Tagen Stadtluft zieht es uns wieder ins Grüne, ins Dörfchen Bistra. Nur wenige Kilometer südlich der Hauptstadt verirren sich nur wenige Touristen hin. Dabei gibt es hier wunderbare Wasserfälle, Sumpfgebiete und Heidelbeerfarmen zu erkunden. Und nette und gesprächige Menschen, wie die Kassiererin im Tante Emma Laden, die uns stolz ihre Deutschkenntnisse präsentiert: „Ich bin Banana.“ Und wir können nur bestätigen: ja, das ist sie.

Auf unserem Weg nach Osten machen wir halt in Roglav. Durch einen dichten Nadelwald führt eine Wanderung zum Lovrenško barje. Das etwa 7000 Jahre alte Moor durchquert man auf extra angelegten, teil schon etwas morsch gewordenen Holzwegen. Der gerade einsetzende Nebel verleiht unserem Ausflug etwas gespenstisches.

Weinberge um Ptuj und Ormož: Von hier aus kann man Radtouren durch die kleinen Dörfer der Weinregion unternehmen. Natürlich gibt es unterwegs jede Menge Möglichkeiten zum Probieren. Typisch für die Gegend: Šipon. Die Franzosen sollen einst gesagt haben: „ça c‘est si bon.“ Und so erhielt die Rebe ihren Namen.
Auch die Lagune Ormož ist ein entspannter Abstecher. In mehreren Beobachtungsständen beobachten wir Büffel, Wasservögel und jede Menge Kleingetier.

Autokino

Die Soča, mit ihrer fast unecht wirkenden türkisblauen Farbe, durchfließt Slowenien von Nord nach Süd. Und so lohnt sich eine Fahrt durch das Tal mit den zu beiden Seiten aufragenden Bergen der julischen Alpen auf jeden Fall. Noch besser: Zeit zum Aussteigen einplanen. An die schönsten Stellen kommt man nämlich nur zu Fuß.

Schöner Schlafen

Entlang der Soča gibt es jede Menge Campingplätze. Frei stehen ist in dieser recht touristischen Gegend leider unmöglich. Am wohlsten fühlen wir uns auf dem Campingplatz in Trnovo und im Camp Gabrje kurz vor Tolmin, wo man die vielen Gleitschirmflieger beobachten kann. Beide Plätze liegen direkt am Fluss, sodass einem Sprung ins kühle Nass nichts im Wege steht.

Rafting Camp Tina, hier ist alles familiengeführt, was für eine entspannte Atmosphäre sorgt. Es liegt ebenfalls direkt am Fluss, diesmal an der Sava, die deutlich weniger befahren ist als die Soča.

In Bistra gibt es, wie in anderen kleinen Ortschaften in Slowenien, einen offiziellen kostenfreien Stellplatz. Direkt daneben befindet sich ein Technikmuseum und mit dem Fahrrad ist man von hier aus schnell in der schönen Umgebung.

Mitten in den Weinbergen dürfen wir nach einer kleinen Verkostung vor einem Weingut in der Nähe von Svetinje nächtigen. Mit dem letzten Schluck Wein verschwindet gerade die orangefarbene Sonne hinter sattgrünen Hügeln.

Lach- und Sachgeschichten

In Bistra unweit von Ljubljana freuen wir uns über den schönen Sonnenuntergang hinter den weitläufigen Weideflächen. Ein großer Topf mit Spaghetti findet gerade den Weg in unsere Mägen. Als es wenig später satt und zufrieden ins Bett gehen sollte - es war inzwischen dunkel geworden - knirscht plötzlich etwas unter meinem Schuh. Die Taschenlampe verrät schnell den Grund: um uns herum Hunderte von Nacktschnecken! Unermüdlich kriechen sie aufwärts, am Stuhl, an den Tischbeinen, an den Autoreifen. Mit Stock bewaffnet landen sie eine nach der anderen alle wieder im angrenzenden Feld. Von der Existenz eines ungebetenen Gastes erfahren wir allerdings erst am nächsten Morgen, und so durfte Schnecki im mollig warmen Bus direkt unter unserm Bett verbringen. Ein Glück, dass sie nicht noch weiter hoch kroch!

 

Erstellt am 03. Februar 2020

Badezimmer

Toilette

Wir haben unseren Bus mit bereits eingebauter Chemietoilette gekauft. Um möglichst unabhängig zu sein, haben wir diese dann bereits letztes Jahr durch eine Trenntoilette ersetzt.

Weiterlesen

Gas, Wasser, Elektrik

Auch bei diesen Themen gab es für uns einiges, was wir am ursprünglichen Ausbau ändern mussten bzw. wollten. Angefangen beim korrekten Transport der Gasflaschen bis hin zur Ergänzung unserer Stromversorgung mit Solar.

Weiterlesen

Innenausbau

Wände, Decke und Fußboden

Endlich ist es soweit, die Dämmung ist fertig, der Winterdreck rausgewischt, es ist Zeit für den Innenausbau. Auf dem Boden verlegen wir im Wohnbereich Korkparkett, an die Wände kleben wir mittels Sprühkleber Autofilz und an die Decke kommen Fichtenholzpaneele. Innerhalb kürzester Zeit sieht der Bär richtig wohnlich aus.

Weiterlesen